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7,5 Mio. Flies – und die Machtverhältnisse zwischen den Social Networks.

10000 FliesMit Hilfe der Daten aus 10000 Flies lassen sich nicht nur Spannende Dinge über Inhalte, Themen und Medien erfahren – auch über den Erfolg der sozialen Netzwerke sagen die Zahlen viel aus. Wir haben uns beispielsweise einmal angeschaut, wie viele Likes, Shares, Tweets und +1-Klicks über alle Quellen hinweg zusammen kommen.

Gewertet haben wir den kompletten Monat Februar. Zunächst ein paar grundsätzliche Informationen: Die Tausenden von uns erfassten Quellen haben im Februar mehr als 250.000 Beiträge veröffentlicht – und diese 250.000 Beiträge erreichten genau 7.536.554 Flies – eine stattliche Zahl.

Schaut man nun auf die drei sozialen Netzwerke, so ergeben sich große Unterschiede: 6,1 der 7,5 Mio. Flies gehen nämlich auf das Konto von Facebook, 1,2 Mio. auf das von Twitter und Google+ erreicht nur 240.000 der 7,5 Mio. Flies. In Prozentanteile umgerechnet, waren also 81,4% der Februar-Flies Likes, Shares und Kommentare bei Facebook, 15,4% waren Links innerhalb von Tweets und 3,2% Klicks auf den +1-Button von Google.

10000Flies: Marktanteile

Da wir eine große Bandbreite von Quellen mit 10000 Flies abdecken – vom kleinen Geek-Blog bis zum großen Massenmedium, von der Website der Bundesregierung bis zum Klatsch-und-Tratsch-Magazin – halten wir die Daten absolut für repräsentativ. Google+ ist laut unserer Daten im deutschsprachigen Raum also noch ein ziemlich kleines Licht im Markt der sozialen Netzwerke. Die Berichte über Abermillionen aktive Google+-Nutzer in Deutschland erscheinen daher ziemlich übertrieben. Aber: Google+ holt definitiv auf, denn die Zahlen waren vor wenigen Monaten noch viel kleiner, wie der Blick auf die vergangenen 5 Monate zeigt:

10000-Flies-Marktanteile von Oktober 2012 bis Februar 2013

Facebook
Oktober: 80,7%
November: 80,5%
Dezember: 79,4%
Januar: 80,7%
Februar: 81,4%

Twitter
Oktober: 17,4%
November: 17,6%
Dezember: 18,1%
Januar: 16,3%
Februar: 15,4%

Google+
Oktober: 1,9%
November: 1,9%
Dezember: 2,5%
Januar: 3,0%
Februar: 3,2%

Facebook hat seinen Marktanteil also weiter ausgebaut, Google+ hat seinen Wert seit November fast verdoppelt und Twitter ist derzeit der einzige Verlierer. Seit Dezember ging es dort von 18,1% deutlich auf 15,4% herab. Entweder kehren also vermehrt Nutzer Twitter den Rücken – oder aber die Nutzer sind weniger aktiv und verlinken seltener Artikel.

Wir werden diese Daten von nun an regelmäßig in diesem Blog veröffentlichen und sie analysieren.

Die Online-Leitmedien des Monats Februar.

10000 FliesAuch in diesem Monat wollen wir mit Hilfe unserer Daten auf die populärsten deutschsprachigen Online-Medien schauen. Wir haben dafür die 50 Quellen herausgesiebt, deren Inhalte im Februar bei Facebook, Twitter und Google+ für die größte Resonanz gesorgt haben, also die größte Zahl an Flies erreicht haben. So sieht sie aus, die Top 50 (in Klammern die Vormonatsplatzierungen):

01. (01) Spiegel Online (924.602 Flies)
02. (02) Bild.de (608.603)
03. (04) Süddeutsche.de (293.474)
04. (03) Die Welt (286.377)
05. (15) Der Postillon (218.269)
06. (05) Zeit Online (165.512)
07. (06) heise online (150.257)
08. (07) derStandard.at (130.362)
09. (13) tagesschau.de (126.385)
10. (12) n-tv (112.979)
11. (08) Focus Online (110.895)
12. (09) Frankfurter Allgemeine (95.466)
13. (11) N24 (93.916)
14. (18) RTL aktuell (91.147)
15. (14) stern.de (84.753)
16. (—) ARD Mediathek (68.232)
17. (23) DerWesten (63.784)
18. (26) Deutsche Wirtschafts Nachrichten (63.548)
19. (16) taz.de (61.507)
20. (19) 20 minuten Online (60.932)
21. (25) Der Tagesspiegel (57.052)
22. (22) golem.de (56.310)
23. (46) arte+7 (54.370)
24. (27) Blick.ch (53.139)
25. (17) NDR.de (50.484)
26. (—) Frankfurter Rundschau (49.316)
27. (28) Handelsblatt (45.266)
28. (24) Sport1 (43.606)
29. (—) Stuttgarter Zeitung (38.957)
30. (—) T-Online (38.609)
31. (21) mimikama (37.521)
32. (—) Hamburger Morgenpost (37.407)
33. (20) kicker Online (39.946)
34. (33) Promiflash (35.887)
35. (43) dradio.de (35.876)
36. (35) 11Freunde (35.835)
37. (31) RP Online (35.667)
38. (—) tz Online (34.989)
39. (34) Spox.com (34.564)
40. (32) Express.de (33.610)
41. (39) Tages-Anzeiger (33.473)
42. (40) SportBild.de (33.296)
43. (—) Queer.de (31.820)
44. (38) t3n (31.246)
45. (—) Visions (31.178)
46. (45) goal.com (30.920)
47. (—) Chip Online (30.794)
48. (36) Die Presse.com (29.354)
49. (37) SchlagerPlanet (28.466)
50. (30) Schlecky Silberstein (28.259)

Spiegel Online mit fast 1 Mio. Flies und Bild.de mit mehr als 600.000 sind also weiterhin die unangefochtenen Leitmedien der Facebook-Twitter-Google-Plus-Nutzer. Dahinter hat Süddeutsche.de Die Welt überholt und auf Platz 5 sprang dank starker Artikel zum Pferdefleisch-Skandal, Papst-Rücktritt, etc. das Satire-Blog Der Postillon.

Erstaunlich ist weiterhin der große Erfolg der Website Deutsche Wirtschafts Nachrichten, die auf Platz 18 liegend auch Angebote wie taz.de und den Tagesspiegel besiegt. Vor der Wirtschafts-Konkurrenz wie dem Handelsblatt liegt sie ohnehin.

Neu in der Top 50 dabei sind diesmal die ARD Mediathek (wegen der Amazon-Reportage), die Frankfurter Rundschau, die Stuttgarter Zeitung, T-Online, die Hamburger Morgenpost, tz Online, Queer.de, Visions und Chip Online. Heraus gefallen sind dafür das One-Hit-Wonder Die freie Welt, ksta.de, VeganBlog.de, transfermarkt, Hamburger Abendblatt, spieletipps, die Offizielle Website des FC Bayern München, die B.Z. und nordbayern.de.

Frei.Wild – die umstrittenste Band des Landes.

Frei.WildDie Band Frei.Wild sorgt erneut für Schlagzeilen. Seit wir mit 10000 Flies die Resonanz von Artikeln in den sozialen Netzwerken ermitteln, tauchen immer wieder Beiträge, die sich mit der Band beschäftigen, weit oben in den Charts auf. Frei.Wild macht Deutschrock mit Texten, die immer wieder rechtspopulistisch klingen. Auch wenn Frei.Wild sich vom Rechtsextremismus distanziert, bleibt bei vielen Titeln ein sehr bitterer Beigeschmack. Kritiker beschäftigen sich oft mit der Band – auch, weil sie so erfolgreich ist (die beiden neuesten Alben waren jeweils auf Platz 2 der deutschen Album-Charts), Fans verteidigen die Band leidenschaftlich.

In den aktuellen Charts finden sich zahlreiche Berichte zur Echo-Nominierung der Band. Im Übrigen in der Kategorie „Rock / Alternative National“, was bei einer Band aus Südtirol (Italien) mindestens als unglücklich zu bezeichnen ist. Jedenfalls hat die in der gleichen Kategorie nominierte Band Kraftklub angekündigt, ihre Nominierung nicht wahrnehmen zu wollen. Eine Tatsache, die einen entsprechenden Artikel des Zeit-Blogs „Störungsmelder“ bis auf Platz 3 der Charts brachte. Weitere Artikel zum Thema finden sich ebenfalls in der Top 50:

003. Störungsmelder (3.711 Flies)
010. FM4 / ORF.at (1.675)
011. Visions (1.639)
014. Festivalisten (1.457)
017. Publikative.org (1.293)
022. „ich bleibe oft lange auf, trinke viel und schäme mich für uns alle!“ (1.071)
025. Süddeutsche.de (942)
037. Spiegel Online (698)

Im Blog-Ranking finden sich auf den ersten vier Plätzen sogar drei Beiträge zum Thema, bzw. zwei, denn die Artikel aus „Störungsmelder“ und „Publikative.org“ sind identisch.

Es ist wie gesagt nicht das erste Mal, das Berichte über Frei.Wild für große Resonanz bei Facebook, Twitter und Google+ sorgen. Allein in diesem Jahr gab es zahlreiche Top-20-Beiträge. Z.B.:

– Störungsmelder: „Frei.Wild-Fans gehen auf Jennifer Rostock los“ am 30. Januar auf Platz 4 der 10000-Flies-Charts.
– Visions: „With Full Force – Statement zur Präsentationsabsage wegen Frei.Wild“ am 14. Februar auf Platz 1.
– Visions: „+++ Betrifft: With Full Force, VISIONS +++“ am 14. Februar auf Platz 6.
– Publikative.org: „Kein Jägermeister für Frei.Wild“ am 15. Februar auf Platz 11.
– Ruhrbarone: „With Full Force: Nach Visions steigt auch Jägermeister wegen Frei.Wild aus“ am 15. Februar auf Platz 17.
– Endstation Rechts.: „Frei.Wild knickt ein – With Full Force-Auftritt abgesagt“ am 16. Februar auf Platz 3.
– Laut.de: „With Full Force: Frei.Wild sagen Festivalauftritt ab“ am 16. Februar auf Platz 15.
– Publikative.org: „Frei.Wild gegen Extremismus ist wie Kräuterlikör gegen Alkoholismus“ am 17. Februar auf Platz 19.

All diese Zahlen zeigen: Keine Band erhitzt die Gemüter derzeit so sehr wie Frei.Wild.

zdf.kultur-Aus: Blog schlägt Massen- und Fachmedien.

zdf.kulturViel wurde in den vergangenen Jahren geschrieben über mangelnde Qualität von Blogs – und auch heute werden Blogs in einigen Ecken immer noch gern als minderwertiger Buchstabenmüll abgetan. Doch die Wahrheit sieht längst anders aus. Auch in Deutschland schaffen es Blogger immer wieder, Themen zu setzen, die Berichterstattung in den großen Mainstream-Medien zu beeinflussen oder bei einigen Themen für mehr Aufmerksamkeit und Diskussionen zu sorgen als die Massenmedien. Ein Beispiel dafür gab es am Freitag. Peer Schaders „Fernsehblog“, das im Dezember von der F.A.Z. zu Christian Ulmens Website Ulmen.tv gezogen war, schlug mit dem Kommentar zum geplanten Aus des Senders zdf.kultur alle entsprechenden Berichte großer Mainstream- und Fachmedien. Bis auf Platz 8 der Freitags-Charts stieß der Beitrag „Kapitulation der Reformer: ZDF.kultur wird eingestellt“ vor, erreichte dabei mehr als 1.200 Flies. In den reinen Charts der Blog-Einträge belegt das „Fernsehblog“ am Freitag damit sogar Rang 2.

Wie erfolgreich Schaders Kommentar die großen Massen- und Fachmedien in Schach hielt, zeigt die Aufstellung aller Top-500-Artikel zum Aus von zdf.kultur vom Freitag:
008. Das Fernsehblog (1.228 Flies)
015. Spiegel Online (995)
039. DWDL.de (433)
155. MEEDIA (155)
187. kress (132)
192. Zeit Online (128)
212. Süddeutsche.de (120)
247. Horizont.net (109)
395. Die Welt (72)
493. na-presseportal (56)

Offenlegung: Der Autor dieser Zeilen ist mit Peer Schader befreundet, einen Einfluss auf die Analyse hatte diese Tatsache aber nicht.

„Ausgeliefert“: Amazon-Reportage traf den Nerv des Social Webs.

amazonSechs Tage ist es inzwischen her, dass Das Erste am späten Abend in einer halbstündigen Reportage die schlimmen Zustände in einem Standort des Online-Versandhauses Amazon. Die Reportage „Ausgeliefert! Leiharbeiter bei Amazon“ bricht seitdem Rekorde und ein Ende der Welle, die sie ausgelöst hat, ist noch nicht in Sicht.

Laut ARD wurde die Reportage bereits 1,5 Mio. mal in der ARD-Mediathek angeschaut – im Durchschnitt 12 Minuten lang. Ein bemerkenswerter, rekordverdächtiger Wert. Auch bei 10000 Flies sorgt der 30-Minüter für Rekorde. Mit inzwischen mehr als 60.000 Flies führt „Ausgeliefert“ die aktuellen Wochen-Charts an – und hat gute Chancen, die Monatswertung für den Februar zu gewinnen.

Doch nicht nur die Reportage selbst, sondern auch die folgende Berichterstattung über den Film und die Folgen bewegen die Menschen in den sozialen Netzwerken. Am selben Tag kam ein Spiegel-Online-Bericht über die Reportage schon auf mehr als 7.600 Flies und damit auf Platz 2 der Tages-Charts, ein Artikel des produzierenden Senders hr folgt mit rund 1.800 FLies auf Platz 14.

Bild.de und Süddeutsche.de zogen am 14. Februar mit Berichten in die Tages-Top-Ten ein. Die öffentlichkeitswirksame Kündigung der Geschäftsbeziehungen eines kleinen Verlags zu Amazon brachte am folgenden Tag dann das Branchenmagazin Boersenblatt.net weit nach oben – mit fast 3.000 Flies bis auf Platz 11.

Am 16. Februar meldete sich dann Ministerin von der Leyen zu Wort und hievte tagesschau.de in die Top 50. Die Reaktionen der Kunden standen am 17. Februar im Mittelpunkt der Artikel, die es in die Top 50 schafften, u.a. bei RTL aktuell und Die Welt. Fünf Tage nach der Ausstrahlung folgte dann der nächste Höhepunkt: Süddeutsche.de sprang mit einem Artikel über die Kündigung der umstrittenen Amazon-Sicherheitsfirma und mehr als 3.000 Flies bis auf Platz 2, Spiegel Online bis auf Platz 4.

All diese Reaktionen, Berichte und Artikel führen dazu, dass die Reportage selbst immer mehr Zuschauer – und Flies – erreicht. Trotz des Alters von inzwischen sechs Tagen kommen stündlich Hunderte weitere Likes, Tweets, etc. hinzu. Dadurch ist auch nicht komplett ausgeschlossen, dass die Reportage den bisherigen Rekord für journalistisches Bewegtbild im deutschsprachigen Web bricht. Der stammt aus der Zeit vor dem 10000-Flies-Launch: Im Dezember erreichte ein Beitrag des ARD-Magazins „monitor“ über die „Geheimoperation Wasser: Wie die EU-Kommission Wasser zur Handelsware machen will“ mehr als 91.000 Flies – nach unseren Recherchen der Rekord für deutschsprachige journalistische Videos.