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Tschisi: Österreich bei 10000 Flies.

TschisiBekanntermaßen wertet 10000 Flies nicht nur deutsche, sondern deutschsprachige Quellen aus – egal, aus welchem Land sie stammen. Und so kommt es des Öfteren vor, dass Themen aus Österreich oder der Schweiz weit vorn landen – teilweise Themen, von denen man in Deutschland noch nie gehört hat. So ist es auch heute. In Österreich wird ein Eis mit dem Namen „Tschisi“ wieder eingeführt, laut „Die Presse.com“ ein Eis, das aussah wie ein Emmentaler und nach Vanille schmeckte.

„Tschisi“ war 1999 vom Markt genommen worden, weil es sich nicht mehr gut genug verkaufte. Im Oktober 2012 wurde aber die Facebook-Initiative „Wir wollen das Tschisi-Eis zurück“ gegründet, die es bis jetzt auf heftige 83.000 Fans gebracht hat. Die österreichische Langnese-Schwester Eskimo fand das eindrucksvoll genug, um das Eis nun wieder auf den Markt zu bringen und viele Medien berichteten am Mittwoch in Österreich darüber

Gleich vier dieser Medien sind mit der „Tschisi“-Meldung weit vorn eingestiegen, „derStandard.at“ sogar auf Platz 1:

001. derStandard.at (3.253 Flies)
006. Die Presse.com (2.215)
019. Kleine Zeitung (894)
051. oe24.at (474)

Papst-Rücktritt dominiert 10000-Flies-Charts.

Papst Benedikt XVI. tritt zurückSeit dem Start von 10000 Flies gab es kein Thema, das die 10000-Flies-Charts so dermaßen dominiert hat wie der Rücktritt des Papstes Benedikt XVI. Neun der Top-10-Plätze gehen an dieses Thema: die Ränge 1 bis 5 und 7 bis 10. Einziger Artikel, der die Papst-Welle stört: Spiegel Onlines „Offener Brief: Forscher und Politiker fordern 30-Stunden-Woche“ mit mehr als 4.200 Flies auf Platz 6.

Spiegel Online ist es auch, das die Papst-Berichterstattung dominiert. Auch wenn Bild.de nach unserer Beobachtung ein paar Minuten schneller war, sammelte SpOn mit seinen Artikeln deutlich mehr Likes, Shares, Tweets, etc. ein. Interessanterweise hat es derselbe Spiegel-Online-Artikel dabei auf die Ränge 1, 3 und 5 geschafft. Wie das geht? Likes, Shares oder Verlinkungen in Tweets werden nicht unbedingt immer pro Artikel, sondern technisch gesehen für eine URL vergeben/gewertet. Ändert sich aber im Laufe einer Berichterstattung die URL eines Artikels, so fängt das Zählen wieder bei 0 an. So geschehen beim ersten SpOn-Artikel zum Papst-Rücktritt. Zunächst hieß er kurz „Vatikan: Papst Benedikt laut italienischen Medien vor Rücktritt“ und erreichte mit mehr als 4.400 Flies Platz 5 der Tages-Charts, dann wurde er in „Papst Benedikt XVI. vor Rücktritt“ umbenannt und erreichte mit 13.203 Flies Platz 1, seit der Verifizierung der Meldung heißt der Artikel nun „Papst Benedikt XVI. tritt zurück“ und sammelte weitere mehr als 10.000 Flies ein, die ihm Platz 3 bescheren. Die einzelnen Zahlen der drei URLs für den identischen Artikel können wir allerdings nicht einfach addieren, denn theoretisch könnten die Likes, Tweets, etc. auch von den selben Nutzern stammen. Daher die ungewöhnliche Situation: die Plätze 1, 3 und 5 für einen identischen Artikel.

Auch der Blick auf die weitere Reihenfolge in der Papst-Berichterstattung ist einen Blick wert. Hier zeigt sich, dass die großen Mainstream-Medien zwar dominieren, sich dazwischen aber einige Kirchen- oder Papst-nahe Medien wie Radio Vatikan oder kath.net finden, sowie Papst-kritische Medien wie Queer. Und: Auch das Satire-Blog Der Postillon ist wieder weit vorn dabei – ebenso wie das Blog von Sascha Lobo mit einer Infografik zu den Rücktritten der jüngeren Vergangenheit und dem Zusammenhang zu Angela Merkel. Hier die populärsten Beiträge zum Papst-Rücktritt im Überblick:

001. Spiegel Online: „Papst Benedikt XVI. vor Rücktritt“ (13.203 Flies)
002. Der Postillon: „Papst Benedikt XVI. tritt zurück, um mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu können“ (12.710)
003. Spiegel Online: „Papst Benedikt XVI. tritt zurück“ (10.099)
004. Bild.de: „Benedikt XVI. – DER PAPST TRITT ZURÜCK!“ (8.409)
005. Spiegel Online: „Vatikan: Papst Benedikt laut italienischen Medien vor Rücktritt“ (4.465)
007. derStandard.at: „Papst Benedikt XVI. tritt zurück: ‚Meine Kräfte reichen nicht mehr‘“ (4.061)
008. tagesschau.de: „Papst Benedikt XVI. tritt zurück“ (3.631)
009: Radio Vatikan: „Papst Benedikt XVI. tritt zurück“ (3.042)
010. saschalobo.com: „Angela Merkels Vertrau-o-Meter (Papst-Edition)“ (2.122)
011. Spiegel Online: „Papst überrascht die Welt: Rücktritt aus heiterem Himmel“ (1.579)
013. Süddeutsche.de: „Papst Benedikt XVI. tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück“ (1.249)
015. Frankfurter Allgemeine: „Amts-Niederlegung: Ein Papst läuft nicht weg, er gibt ein Beispiel“ (1.205)
016. N24: „Schock im Vatikan – Papst Benedikt XVI. tritt zurück“ (1.203)
018. Spiegel Online: „Benedikts Vermächtnis: Der Papst und die Taube“ (1.145)
020. GMX: „Neuer Papst bis Ostern“ (895)
021. Spiegel Online: „+++ Minutenprotokoll +++: Die Stunden nach dem Papst-Rücktritt“ (886)
022. T-Online: „Papst Benedikt XVI. tritt zurück“ (885)
024. Spiegel Online: „Im Wortlaut: So begründet der Papst seinen Rücktritt“ (880)
026. koeln.de: „Papst Benedikt tritt zurück“ (823)
034. BR: „Rücktritt von Papst Benedikt XVI.: ‚Keine Kraft mehr für mein Amt‘“ (665)
035. kath.net: „Papst Benedikt XVI. tritt am 28. Februar zurück!
039. Queer.de: „Papst Benedikt XVI. tritt zurück“ (598)
042. Yahoo!: „Papst Benedikt vor Rücktritt“ (545)
048. Spiegel Online: „Rücktritt von Benedikt XVI.: Am Ende zeigt er doch noch Größe“ (503)

Das Phänomen „Dann mach doch die Bluse zu!“.

104.305 FliesAusgelöst durch einen stern-Artikel über Rainer Brüderle und die #aufschrei-Beiträge bei Twitter ist eine bundesweite Sexismus-Debatte losgetreten worden, die nahezu alle großen Tageszeitungen, Magazine und TV-Talkshows beschäftigt. Auch bei 10000 Flies gab es viele Artikel und Blog-Einträge zum Thema, die es auf vordere Plätze geschafft haben. Für den absoluten Höhepunkt sorgt nun aber der Artikel „Dann mach doch die Bluse zu!“ der Journalistin Birgit Kelle.

Kelles Text hat sich inzwischen zu einem unglaublichen Social-Media-Phänomen entwickelt. Zunächst erschien er am Morgen des 29. Januars im „Debatten-Magazin“ „The European“. Zwar erreichte er dort eine ansehnliche Zahl von Likes, Shares und Tweets, sodass er am folgenden Morgen in der Top Ten der 10000-Flies-Charts landete. Doch die Reaktionen des ersten Tages waren erst der Beginn. In den weiteren Tagen empfahlen den Text so viele weitere Menschen, dass er inzwischen bei einem Wert von 17.200 Flies liegt – Platz 7 der aktuellen Jahres-Charts.

Spektakulär wurde es dann aber an anderer Stelle: „Die Freie Welt“, eine bisher kaum in Erscheinung getretene „Internet- & Blogzeitung für die Zivilgesellschaft“, veröffentlichte Kelles Artikel am 30. Januar ebenfalls – und erreichte bis zum Sonntagnachmittag (3. Februar) mehr als 104.000 Flies. Ein unfassbarer Wert. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 schafften genau zwei deutschsprachige Texte den Sprung über die 100.000er-Marke, in den Jahren davor kein einziger. Birgit Kelles Kritik an der Richtung der Sexismus-Debatte, in der sie u.a. schreibt: „Und vor allem möchte ich als Frau nicht in einer Welt leben, in der ich als armseliges Opfer betrachtet werde und Männer vor lauter Angst, etwas Falsches zu sagen, lieber gar nichts mehr sagen“, belegt damit den souveränen Platz 1 in den aktuellen 10000-Flies-Jahres-Charts – und wird nicht so schnell wieder von diesem Rang verdrängt werden können. Zumal der Text weiter durch das Netz schwappt und minütlich Hunderte weitere Flies hinzu kommen.

Später hat auch noch die katholische Plattform kath.net den Text veröffentlicht und ebenfalls beachtliche 5.694 Flies erreicht. Kelles Text ist natürlich nicht unumstritten, sorgte wiederum für Berichte und Reaktionen in vielen Blogs und Mainstream-Medien wie Süddeutsche.de und Focus Online, wo ebenfalls vierstellige Flies-Zahlen erreicht wurden.

Wie auch immer man zu Birgit Kelles Text steht – er hat so viele Reaktionen in den sozialen Netzwerken provoziert wie kaum ein deutschsprachiger Text zuvor.

Das Krümelmonster erobert die 10000-Flies-Charts.

KrümelmonsterWer hätte das gedacht? Das Krümelmonster, die beliebte Figur aus der „Sesamstraße“ ist am Mittwoch die klare Nummer 1 der Social-Media-News-Charts. Der Grund ist ein Kriminalfall, der wegen seiner Kuriosität wohl schon jetzt einen Platz in den Jahresrückblicken 2013 sicher haben dürfte: Vor einigen Tagen war von dem Firmensitz des Keks-Herstellers Bahlsen ein überdimensionaler, goldener Leibniz-Keks gestohlen worden. Am Dienstag tauchte nun ein Bekennerschreiben auf – mit einem beigelegten Foto, auf dem der potenzielle Täter in einem Krümelmonster-Kostüm den gestohlenen Keks in den Händen hält. Seine Forderung u.a.: Alle Stationen eines Kinderkrankenhauses in Hannover sollen mit Keksen beliefert werden.

Das Krümelmonster als Dieb und Erpresser? Kein Wunder, das eine solch skurrile Geschichte weit oben in den 10000-Flies-Charts landet. Soiegel Online erzielte mit dem Artikel „Gestohlener Leibniz-Keks: Zeitung bekommt Bekennerschreiben vom ‚Krümelmonster'“ sage und schreibe 18.097 Flies und liegt damit zum jetzigen Zeitpunkt schon auf Platz 5 der aktuellen Jahres-Charts 2013. Und nicht nur Spiegel Online erreichte Spitzen-Zahlen mit dem Krümelmonster, auch zahlreiche weitere Medien. Hier die Artikel aus der Top 50:

001. Spiegel Online (18.097 Flies)
014. Bild.de (1.186)
015. N24 (1.124)
016. RTL aktuell (1.096)
023. Süddeutsche.de (901)
028. Hannoversche Allgemeine (795)

„Roche & Böhmermann“ – die Macht der Pressemitteilung.

Roche & BöhmermannDas Aus der ZDFkultur-Talkshow „Roche & Böhmermann“ ist ein spannendes Beispiel für die Verbreitung von Nachrichten im Social-Network-Zeitalter. Denn: Die Pressemitteilung des ZDF, die das Aus offiziell verkündete, war erfolgreicher bei Facebook & Co. als fast alle journalistischen Artikel im Anschluss. Um 15.36 Uhr verkündete das ZDF am Montag den Schluss der Talkshow, die offenbar vor allem in den sozialen Netzwerken viele Fans hat(te). Denn: Die Pressemitteilung, verbreitet auf dem na-presseportal, erreichte dort über 1.800 Flies und kam damit auf Platz 5 der Tages-Charts. Obwohl die Branchen-Fachmedien und auch große Mainstream-Nachrichten-Websites nicht lang brauchten, um eigene Artikel zum Aus zu produzieren und online zu stellen, kamen sie nicht an diese Zahlen heran. Hier die Platzierungen in der Top 500 der aktuellen Charts:

005. na-presseportal (1.835 Flies)
009. Spiegel Online (1.528)
020. kress.de (878)
074. Bild.de (364)
206. Quotenmeter.de (154)
254. Die Welt (131)
278. Süddeutsche.de (121)
440. stern.de (75)
483. Digital fernsehen (68)

Eine Ausnahme gibt es allerdings: Der Artikel auf DWDL.de war noch einmal deutlich erfolgreicher als die Pressemitteilung im na-presseportal. Der mögliche Grund: DWDL.de hatte als einziges Medium schon kurz nach der Veröffentlichung des Talkshow-Aus Details zu bieten: Es gäbe Zoff hinter den Kulissen, zwischen der Moderatorin auf der einen Seite und dem Moderator und den Produzenten auf der anderen Seite. Mit 2.406 Flies sprang der DWDL-Artikel an der Pressemitteilung vorbei auf Platz 2 der Tages-Charts.

Insgesamt zeigt sich aber, wie schnell eine Pressemitteilung mittlerweile – vorbei an den Journalisten, die in den Pre-Internet-Zeiten die Deutungs-Hoheit hatten – verbreitet werden kann. Die Journalisten stehen viel mehr als früher vor der Herausforderung, die reine Nachricht mit Hintergrundinformationen aufzupeppen. Gelingt das (siehe DWDL), hat man Erfolg, gelingt das nicht (siehe alle anderen), reicht vielen Nutzern die Pressemitteilung.