Die Sexismus-Debatte: von Twitter zu „Jauch“.

#aufschreiAusgehend vom stern-Porträt über Rainer Brüderle, in dem die Autorin u.a. beschreibt, wie sie einst von dem FDP-Politiker angemacht wurde, hat sich eine bundesweite Debatte über Sexismus im Alltag entwickelt. Insbesondere bei Twitter berichteten Tausende Frauen mit dem Hashtag #aufschrei über ihre Erfahrungen mit Sexismus. Das Thema nahm so viel Fahrt auf, dass es sich längst von der reinen Brüderle-Affäre losgelöst hat und als Höhepunkt nun sogar im Sonntagabend-Talk „Günther Jauch“ besprochen wurde.

Wir wollten wissen, wie sehr die Debatte auch in den 10000Flies-Rankings aufgetaucht ist.

Los ging’s am 23. Januar mit dem stern-Artikel, der bei stern.de als „Der spitze Kandidat“ fast 5.000 Flies erreichte und zusammen mit dem Spiegel-Online-Aufgriff des Themas in die Tages-Top-Ten einzog. Weitere Artikel großer Mainstream-Medien erreichten am selben Tag und in den kommenden Tagen ebenfalls noch beachtliche Zahlen.

Die eigentliche Debatte, ausgelöst durch den Twitter-Hashtag #aufschrei startete aber erst zwei Tage später, am 25. Januar. In der Top 50 des Tages finden sich zwei Spiegel-Online-Artikel und einer von Süddeutsche.de, die den #aufschrei erklären, auf den Rängen 15, 24 und 25. Damit waren sie aber nicht die erfolgreichsten Beiträge zum Thema. Der stammte stattdessen aus dem Blog „Fuck you, I’m human“ von Meike Lobo. Bis auf Platz 9 schaffte es ihr Eintrag „Das Schreien der Lämmer„, in dem sie sich kritisch mit dem Verlauf der Debatte auseinander setzt.

Vor allem bei Twitter, wo der #aufschrei ja initiiert wurde, war das Thema das mit Abstand Populärste des Tages. Filtert man unsere Charts nur nach Tweets, so findet sich Meike Lobos Blog-Eintrag auf Platz 1, der Süddeutsche.de-Artikel auf Platz 2, Spiegel Online auf 4 und 6. Auch weitere Blogs finden sich mit Artikeln zum Thema weit oben in den Twitter-Charts: Antje Schrupp auf Platz 8, das Online-Journalismus-Blog von Stephan Dörner auf 10, Siegstyle.de auf 25, „Happy Schnitzel“ auf 26, usw.

Nach diesem Höhepunkt der Debatte bei Twitter und in Blogs übernahmen am Samstag dann wieder vornehmlich die Mainstream-Medien und die Meta-Berichterstattung: Henryk M. Broder schrieb bei Welt Online zum Thema, Sibylle Berg bei Spiegel Online – beide landeten in der Top Ten der Gesamt-Charts, das Blog netzwertig.com landete mit der Analyse „Über 25.000 Tweets: #aufschrei schreibt Twitter-Geschichte“ auf Platz 3 des Twitter-Rankings. Weitere Blogs, die sich mit dem #aufschrei beschäftigten, erreichten ebenfalls noch die Top 50 des Twitter-Rankings.

Wie sehr die Sexismus-Debatte das Netz weiter beschäftigt, zeigt auch das Sonntags-Ranking, in dem ebenfalls noch Artikel zum Thema auf vorderen Plätzen auftauchen: „Prüder in Waffen“ der F.A.Z. zum Beispiel auf Platz 6, „Sexismus: Frauen können sich wehren, wenn sie denn wollen“ von Welt Online auf 7. Auch hier findet die Debatte auf Twitter wieder deutlich stärker statt, als im großen Mainstream-Netzwerk Facebook. Der Blog-Eintrag „Joey Heindle. Ein #aufschrei.“, aus dem Blog „Ein Satz sagt mehr als 1000 Worte“, der die Debatte mit dem Gewinner der RTL-Dschungelshow verknüpft, liegt in den Twitter-Charts auf Platz 1, „Prüder in Waffen“ auf 2.

Die reine Betrachtung der Daten zeigt also, dass die Sexismus-Debatte vor allem durch Twitter so stark an die Öffentlichkeit kam. Der Fal Brüderle mag der Auslöser gewesen sein, der #aufschrei auf Twitter war aber der entscheidende Faktor. Auf Twitter wurde diese Debatte initiiert und dort wurden auch die vielen Artikel und Blog-Einträge vergleichsweise stärker weiterempfohlen als bei Facebook und Google+. Die Daten zeigen auch, wie sehr Twitter die Mainstream-Medien beeinflussen kann. Ein Grund dürfte die Transparenz des Netzwerkes sein, die dafür sorgt, dass Tweets sehr gut per Suchfunktion auffindbar sind. Ein anderer Grund: die Vielzahl von Journalisten und Bloggern, die Twitter nutzen.

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